Samstag, Mai 06, 2006

Die (kafkaeske) Mauer

Die Sonne ist grau verstrahlt ihr diffuses Licht auf die Mauer. Gesichter des Leidens zerfließen dort ineinander. Die Augen haben keine Tränen mehr, nur zähe Flüssigkeit, tropfend zieht sie sich auf die Lache am Fuß der Mauer. Eine sterbende, seufzende niemals tote Wand. Aufgequollenes blass- gelbliches Hautgebilde bedeckt mit großen Poren, feucht schwitzend voll kleiner Risse. Die Münder blutend zahnbesetzt versuchen zu schreien ohne Ton, Stille. Ineinander verkrampfte Hände ragen heraus, Knie und Füße aber so verschmolzen, dass kein Wesen auszumachen ist. Eine Einheit voll Beklemmung starrt geronnen aus Leibern in den trüben Himmel.
Ich laufe, warte, hoffe hinter der Wand des Schmerzes ohne Gefühl etwas zu finden. Ich schleppe mich vorbei an grauporigen haarigen gelähmten Gesichtern um die Mauer zu überwinden. Kann nicht fortgehen sie hält mich gefangen. Der Weg nach der anderen Seite ist frei, doch ich wähle ihn nicht, denn er ist leer. Die Mauer hallt in meinem Kopf wieder, was verbirgt sie vor mir?
Tagelang laufe ich, Monate wandere ich getragen von der Hoffnung, jahrelang krieche ich getrieben von Verzweiflung.
Das Ende kommt. Ich habe es erreicht und reihe mich ein. Alles andere ist leer.

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