Dienstag, Mai 30, 2006

Co? Neurose

Die schönsten Rosen auf den Nosen sind die Neuen.
Neues aus dem Mottenwunderland

Die Kurzfassung eines Tages der besser ein Albtraum gewesen wäre. Der Tag begann eigentlich garnicht, d.h. ich schlief nicht, mein Freund klagte nach trunkenem Abend über Schmerzen im Fuß. Dachte nix dabei, höchstens sowas wie Trottel, blöder ich war kurz davor einzuschlafen. Ich fuhr gegen 5:45 los, und stand nach halsbrecherischer Fahrt im Stau bis ca. 8:00 Uhr, wo ich mich durch zahlreiche Beschäftigungen wachzuhalten versuchte, und doch schlief. Hupen weckte mich, ich wendete mein Auto, denn die Fahrbahn wurde gesperrt. Also bei der arbeit erwartete mich eine ausgeschlafene Kollegin, die mich sogleich mit einem nervösen netten Verrückten, der die Nacht mit kotzen verbracht hatte zum Arzt schickte. Nervige Warterei folgte, in der de Kranke alle 3 Sekunden meine Aufmerksamkeit forderte (guck mal da, das ist George Cloney, kennst du den? Hab ich Vogelgrippe? Muß ich sterben oder ist das heilbar?) Reichlich genervt setzte ich beim wenden den Bus gegen eine Mauer, riesen Schramme an der Seite, Aufprallschutz abgerissen, Dellen, Stress. Ok um aus der verfahrenen Ausparksituation rauszukommen musste ich zum angrenzenden AWO Gebäude um einen Wagen umparken zu lassen. Die Besitzerin bekam einen Schreikrampf, ich konnte sie aber beruhigen (gelernt ist gelernt) parkte aus holte noch schnell das Medikament für den armen Wurm, der sich nun über meine Fahrtkünste und die fehlende Musik beschwerte und fuhr beichten. Hier darf gesagt werden, dass die Kollegen und Chefs und alle total nett reagierten und die Befürchtung ich würde am Achterdeck augepeitscht um unehrenhaft entlassen zu werden sich nicht erfüllte.
Letztlich bewahrte ich die Fassung bis auf ein ab und an aufkeimendes hysterisches Lachen. (wir alle wissen, wenn Frauen in dieser Mondphase sind wandert die Gebärmutter im Körper umher). Bis- ja bis der Anruf meines (Noch) Freundes kam freudig lachend sang er "Rate mal was passiert ist" ins Telefon, aufkeimende Hoffnung: "Du hast einen Job?" Nein Nein weniger zutreffend könnte diese Aussage nicht sein. Er hat sich den Knöchel gebrochen, im Moment wird eine Metallplatte dort reingepfriemelt, aber mein Mitleid hält sich in Grenzen, ich werde darauf noch zurückkommen. Was sagt der Kerl "Ich krieg Geld von meiner Unfallversicherung!" Toll, aber keinen Job und auch sonst zu nix zu gebrauchen....
Ich war jetzt erst den Tränen nahe verabschiedete mich, und wollte gerade starten, als sich ein Engel näherte. Sein Körper war in Licht gehüllt, er brabbelte zwar irgendwas wegen meines unaufgeräumten Autos, beschützte mich aber vor dem fatalen Fehler loszufahren. Mein Kollege, der Fels auf dem ich meine ... nein ich meine in der Brandung. Er lief mit mir etwas spazieren, aber das Pech klebte an mir wie.. Pech eben klebriges Zeugs! Und promt nach den ersten Schritten fiel sein Kulli in den Gulli. Was sich reimt ist nicht immer gut. Egal, nachdem er mich fachgerecht (gelernt ist gelernt) wieder aufgepäppelt hatte fuhr ich dann doch los. Eine einzelne Regenwolke begleitete mein Auto (kein Witz!) sonst Sonnenschein. Als ich dann bei der Tankstelle eine Packung Kippen kaufen wollte bemerkte ich, dass mein Geldbeutel, na was wohl, in Alzey im Büro lag. Jetzt lachte ich wirklich hysterisch. Daheim packte ich für meinen (noch) Freund Klamotten, CD player und Lieblingsmusik, Zeitschriften, Skizzenblock, was süßes und was zum trinken ein und fuhr, wohin wohl, wenn er im Alice Hospital liegt, genau zum Elisabethenstift. Scheiße falsches Krankenhaus, zurück ins Auto, endlich angekommen erwartet mich ein gut gelaunter (Tod und Verwesung) Mann mit neckischem Flügelhemd. Ich legte mich zu ihm ins Privatzimmerbett mit toller Aussicht, wurde von der obligatorischen bösen alten Schwester rausgeworfen und amüsierte ihn, nett wie ich bin. Bis ich sagte, ich habe den Geldbeutel vergessen und braue seine Karte um Geld für die 10 euro Praxisgebühr zu holen. Da erfuhr ich das wahre Ausmaß des Schuldenberges in dem er versinkt. Und fing Streit an, vor der OP egal, ich bin sauer. Ich frage mich ob er noch alle Tassen im Schrank hat, und ich vor allem, was will ich mit einem manischen Wahnsinnigen, dem Geld völlig unwichtig ist, aber alles andere irgendwie auch. Der jetzt mindestens vier Wochen hilflos in der Wohnung liegt und nix macht bis der Gerichtsvollzieher kommt. Ist es verwerflich ihn jetzt zu verlassen? Ja wahrscheinlich schon, aber nun erfuhr ich gerade eben von seinem Kumpel was gestern passiert ist. Total besoffen fuhr mein Maniker mit platten Reifen Fahrrad. Was soll ich noch schreiben, ausser, dass ich jetzt wieder hinfahre, weil er demnächst aus der Narkose erwacht. Coneurotisch nennt man sowas glaube ich!

Montag, Mai 29, 2006

Land


Wir waren dort
wo auf weissen Wänden Schirme blühen
wie blaue Flecke in der Luft.
Als der Nachtkrapp umging-
duck dich!
und auf Zügen Kinder Kohle schippten.
Bürgermeister sangen schmutzige Lieder,
wir waren Richter über Leben und Tod -
der Regenwürmer.
Hühner aßen Menüs von drei Gängen
und Riesensilberfische stahlen nachts Galaktikas.
Kennst du noch die Paprikanüsn
neben Schneebällen im Sommer,
rühr mir die Suppe
mach Parfüm das dann verschimmelt
und eine Disko unterm Canapee.
Der Bundeskanzler fiel ins Wasser,
vom Hubschrauber aus.
Und Eltern haften für ihre Kinder
- sie würden im Gefängnis enden
schnell rein da!
Dem Regenbogen hinterher.
Das ist unser Land
wo Putzfrauen mit zehn Zöpfen
spionieren,
ihre Leichen in Salzsäure.
Radio Rainer vermehrt sich exponentiell
schnell
lass uns Schinken kaufen
und in das Land zwischen den Grenzstreifen reisen
als wäre es erst gestern
als wir Tulpen bestäubten wie Bienen
und Eier unter den Achseln brüteten
den Tod vor Augen.
Im Kaminzimmer die Pfleglinge
so nah am Boden
dass wir erkennen
wir sind noch da.

Samstag, Mai 27, 2006

Familienfeste

Der Vatergeburtstag verlief erfreulich. Gepriesen sei die Mutter voller Gnaden verlegte sie die Feier nach drinnen. Mein Auto wurde repariert, meine Tante brachte mir die Kunst des Eclairbackens bei, und auch sonst könnte man den Abend als gewinnbringend bezeichnen. Anfangs wurde sich etwas schleppend über Autos unterhalten, aber später kamen dann doch ein paar lustige Geschichten. Meine Schwester fand einen Frosch auf der Strasse, den sie zur Freude meines Cousins in den heimischen Teich entlies. Aber nun zu den Geschichten aus der Vergangenheit, wo man Kondome nur beim Herrenfriseur erhielt, und meine Tante das erste mal in einen Sexshop ging um sich welche zu kaufen. "Ach Gott bisch du naiv, was sind des alles für Gerätschafte, und wo muss des alles neigsteckt werre." Das in einer Zeit in der man Binden in Zeitungspapier eingewickelt kaufte, damit man nicht sieht was das ist. Aber es gab auch weniger Amüsantes, mehr Abstosendes was zum Besten gegeben wurde. Die Geschichte von der Freizeit beispielsweise, 4 Mädchen in einem Zimmer und nur ein Nachttopf. Randvoll und kalt, weil man dummerweise die letzte war die ihn benutzen wollte. Es kommt noch ekliger. Man stelle sich einen Donnerbalken im Winter vor, wo man tunlichst die gefrorene Spitze des Fäkalienhaufens abhacken sollte bevor man ihn benutzt. Da kamen dann noch Apotheken und Arzthelferinnengeschichten die ebenso abstoßend wie schräg waren, aber ich denke die Highlights habe ich erzählt.
Meine Schwester verlies uns gegen eins, in der Hoffnung ihr Reptil legt Eier, was das Tier wohl im Moment zu ihrer Freude auch macht. Mnemosyne denkt an Igor den Schrecklichen, ihren albernen Freund, und ich habe meinen gerade in den Zug nach Darmstadt gesetzt. Ich harre der Dinge die da kommen werden, doch befürchte sie werden nichts Gutes bringen. Zumindest in den nächsten Stunden nur meine depremierten Grosseltern, die so gerne schon gestorben wären. Eure zur Zeit irrationale und selbstzerstörerische motte. (zu nah am Licht)

Montag, Mai 22, 2006

Küsst mich die Muse will ich tanzen

Und sie küsste mich, ganze Orgien von Küssen. Die wilden Tänze könnten allerdings auch an meiner Zigarettenabstinenz liegen. Genauso die (psychosomatischen) Lungenschmerzen und die Albträume von Pan, naja so arg alpmäßig dann doch nicht, ich grusel mich ja ganz gerne. Die musischen Festtage hatten mich fest im Griff, keine Zeit zu rauchen, aber jetzt bin ich etwas gereizt, weil ich nicht rauchen kann. Wahrscheinlich ist es nur dem schlechten Wetter zu verdanken, dass ich nicht zum Automaten laufe. Morgen werde ich lange aufgeschobene Arzttermine nachholen, um die AG Tage schwänzen zu konnen. Da bleibt zwar Zeit der Sucht zu frönen, aber ich bin stark! Ausser Nachts. Ich stehe meinen Träumen ambivalent gegenüber. Froh, dass sie nicht Wirklichkeit werden, und doch Unglück - könnte ich doch das Ende sehen, wache nämlich immer an den interessanten Stellen auf. Meine Zimmergenossin Ingrid wurde wohl von einem gequälten Laut geweckt und beschwerte sich morgens. Ich hasse es mit jemanden in einem Zimmer zu schlafen, vor allem weil ich ab und an rede. Diesmal zwar nicht aber hätte ja sein können. Und die liebe Muse küsst mich wie ein Nachtfalter sanft auf die Wange. Tanzen will ich. Mal sehen wer mitkommt.

Mittwoch, Mai 17, 2006

Blitz

Ich fraß Seelen und bereicherte mich am Überfluss der liebsten Freundin. So sitze ich jetzt hier im 80 ger Top am Rechner der wundervollen Wohngruppe und erfreue mein Bezugskind mit Internet Zeit. Leider ist er nicht bereit das zu nehmen was er kriegen kann, sondern strebt nach Höherem. Die passende Ausbildung zu finden ist eben schwer, besonders bei völlig verbohrten Dickköpfen... Egal also völlig seltsame Menschen gibt es auch unter den Kollegen, es gab da einen netten Menschen, der mir den Dienst abnahm. Das allerdings nur wenn ich seinen Wunsch errate. Er sagte er habe mit mir im Büro darüber gesprochen, sich aufgeregt und eine Freundin von mir hätte es gehabt. Alles völlig falsche Informationen, naja ist halt nur ein Mann. Wirklich hatten wir im Internet darüber geschrieben, und meine Freundin hat es mir geschenkt. Obwohl ich bereit war ihm alle Wünsche von den Augen abzulesen kam ich nicht drauf. Erst spät am Abend, dann war ich ein wenig enttäuscht, dass er nur was zu essen wollte: Einen eclair. So leicht zu befriedigen ist das nicht, da es sie nur in Heidelberg gibt. Servil wie ich bin bekommt er sie. Blitze zuckten gestern am Himmel, echte diesmal keine eclairs. Sie waren blau und ich hatte ein wenig Angst nur in Latex mit Nietenhalsband und roten Sandalen im Gewitter. In der Nähe schlug ein Blitz ein, die Feuerwehr spritze mich im vorüberfahren durch eine Pfütze nass. Aber an diesem Abend lernte ich den Besitzer vom Bruchtal in Darmstadt kennen. Guter Club, der schließen muss wenn nicht mehr Leute hingehen. Er fuhr mich nach Hause, als Besitzer eines Autohauses ist das besonders toll, sein Auto war ein Schönes. Fragt nicht nach Namen, Blitz und Donner, Schall und Rauch.
Wer Wind sät wird Sturm ernten.

Sonntag, Mai 14, 2006

Zynisch

Gestern verbrachte ich einen lustigen Abend bei meinen Eltern, meine Schwester war auch da, wir hörten die Frösche kotzen (quaken kann man das nicht nennen) und sprachen über ein weiteres unerhörtes Ereignis. Die wahrscheinlich einzige Beerdigung auf der meine neugierige Mutter gerne gewesen wäre. Mein Vater war dort um dem Freitod eines früheren Chefs zu gedenken. Die Trauerfeier sollte eigentlich um 12:00 Uhr beginnen erzählte mein Vater. Nach 20 minuten warten und murmeln in der Halle stand die Witwe auf. Stellte sich vor ihren Schwiegersohn und spukte ihm ins Gesicht. Sie schrie ihn an, dass er den letzten Willen des Verstorbenen zu respektieren habe, ihre Tochter sei immerhin auch nicht gekommen. Mein Vater war fassungslos, er glaubte jeden Moment würde der Tote aufstehen und sagen es sei ein Scherz gewesen. Er meinte der Verstorbene hätte einen eher makaberen Humor gehabt. Oder dass ein Team von RTL reinkommen würde um die Reality Soap live zu senden. Nichts dergleichen geschah. Der Mann, ein langhaariger recht cooler Typ wischte sich die Spucke ab und blieb sitzen. Danach war das Raunen noch lauter und die Warterei begann von neuem, bis sich der Prediger entschloss das Redepult zu betreten und die Trauergemeinde um Ruhe bat. Er forderte "einen Herren im Saal" auf (als wäre nicht deutlich geworden wer der Angesprochene sei) zu gehen. Dann endlich ging der Schwiegersohn. Mein Vater meinte die Beerdigung lief bis auf diesen Vorfall sehr würdevoll ab, bis der Jagdbläserchor das Halali anstimmte. Meine Mutter erkundigte sich nach dem Namen des Liedes, lakonisch kommentierte er "Ganz klar: Die Sau ist tot". Und nun frage ich euch darf man sowas auf einer Beerdigung spielen?

Mittwoch, Mai 10, 2006

Wider Erwarten



Eine ungewöhniche aber nicht spektakuläre Geschichte ich taufe sie "Der Gänseblümchenfetischist": Also, es begab sich zu einer Zeit, da überraschten mich Kollegen mit dem Wunsch Bowlen zu gehen. Leider bin ich darin mies, verlor den ganzen Abend, letztlich unwichtig. Das Ganze endete damit, dass ich auf dem Sofa der Kollegin Ingrid saß und nur wünschte der Raum solle sich aufhören zu drehen. Vorher einige alkoholische Getränke, davon ein spendierter Tequila (herzlichen Dank an den Barkeeper). Der abend lief also erwartungsgemäß. In der Nacht meinte meine Kollegin noch: wenn du wirklich so lange schläfst gehe ich vielleicht joggen. Wider erwarten stand ich früh auf und meine Kollegin hatte einen Kater. Ich war relativ fit, also kauften wir uns was zu essen und legten uns auf eine Wiese am Rhein. Viele Gänseblümchen ein schöner Frühlingstag... Aufmerksame Leser wissen schon, das kann nicht gutgegangen sein. Ging es auch nicht. Ingrid beobachtete einen seltsamen von weitem nicht häßlichen Mann, der sich erst bis auf die Unterhose entkleidet hatte und jetzt unstet herumlief. Ich vermutete er warte auf jemanden. Dem war nicht so. Er kratzte sich desöfteren im Schritt. Wir machten ein paar Witze verglichen ihn mit unseren Jugendlichen, spekulierten über Geschlechtskrankheiten, und wandten uns wieder Interessanterem zu. Da dreht sich Ingrid um, und entdeckt dass der Typ sich einen runterholt. Ich drehe mich um und sehe, er steht auf der Wiese und hat die Unterhose runtergelassen, wichst tatsächlich. Der Gedanke zu gehen liegt nahe, aber Ingrid ist faul und auch etwas belustigt. Wir bleiben, schließlich braucht er nicht lange. Später lag er auf der Wiese und sonnte sich völlig unbeteiligt. Ich meine noch, der braucht eine Pause bevor er wieder anfangen kann, und schätze 10 Minuten. Es waren gerade mal fünf. Gleiches Spiel, nur dass wir diesmal gehen. Der Rückweg gestaltet sich dann noch so, dass wir den Barkeeper von gestern wieder treffen, der uns fragt ob wir wieder fit seien. Dann fuhr ich zur Arbeit.

Sonntag, Mai 07, 2006

a rose on the nose





Nowhereman grußt euch. Ich bestückte den vertrokneten Balkon der Wohngruppe mit vielen duftenden Gewächsen. Freut mich zu sehen, wenn etwas wächst, und daher freue ich mich auf die Arbeit.
Gestern war ich auf der berüchtigten Psychologenparty, auf der ich eigentlich immer Streit bekomme. Daher war ich die letzten zwei mal nicht da. Gestern also raffte ich mich auf, auch weil Corinna mich darum gebeten hatte. Ich hab mich also mit jedem unterhalten, ausser mit Corinna. Ihr geburtstaghabender Freund machte mir desöfteren Komplimente zweifelhafter Natur (a la Loriot: Hedwig du bist das schärfste was mir je zwischen Husum und Brunsbüttel...) woraufhin ich ihm versuchte aus dem Weg zu gehen. Ich glaub das macht ihm Spass, junge Mädchen verunsichern und dann den ganzen Abend beobachten wie sie sich winden. Trottel. Aber----Trommelwirbel----ich habe keinen Streit angefangen! Blumenregen und Glückwunschkarten!
Stattdessen unterhielt ich mich mit einem Fahrradkonstrukteur über Irving (sein Lieblingsautor) seine Reise mit dem Fahrrad nach St. Petersburg (nach Andorra und durch Madagaskar), das unbekannte Land Transnistrien und Hörbücher. Alles in allem ganz nett, nur dass ich erst um drei zuhause war und dann morgens noch nen Kumpel heimfahren musste, der wieder mal auf dem Sofa übernachtet hat. Jetzt sehe ich mir zum 34 mal Secretary an und gehe baden.
In diesem Sinne: Ihr seid das schärfste was mir jemals zwischen Husum und Brunsbüttel untergekommen ist.

Samstag, Mai 06, 2006

Die (kafkaeske) Mauer

Die Sonne ist grau verstrahlt ihr diffuses Licht auf die Mauer. Gesichter des Leidens zerfließen dort ineinander. Die Augen haben keine Tränen mehr, nur zähe Flüssigkeit, tropfend zieht sie sich auf die Lache am Fuß der Mauer. Eine sterbende, seufzende niemals tote Wand. Aufgequollenes blass- gelbliches Hautgebilde bedeckt mit großen Poren, feucht schwitzend voll kleiner Risse. Die Münder blutend zahnbesetzt versuchen zu schreien ohne Ton, Stille. Ineinander verkrampfte Hände ragen heraus, Knie und Füße aber so verschmolzen, dass kein Wesen auszumachen ist. Eine Einheit voll Beklemmung starrt geronnen aus Leibern in den trüben Himmel.
Ich laufe, warte, hoffe hinter der Wand des Schmerzes ohne Gefühl etwas zu finden. Ich schleppe mich vorbei an grauporigen haarigen gelähmten Gesichtern um die Mauer zu überwinden. Kann nicht fortgehen sie hält mich gefangen. Der Weg nach der anderen Seite ist frei, doch ich wähle ihn nicht, denn er ist leer. Die Mauer hallt in meinem Kopf wieder, was verbirgt sie vor mir?
Tagelang laufe ich, Monate wandere ich getragen von der Hoffnung, jahrelang krieche ich getrieben von Verzweiflung.
Das Ende kommt. Ich habe es erreicht und reihe mich ein. Alles andere ist leer.

Donnerstag, Mai 04, 2006

nicht mehr ganz so anonym



Der Vampir zog seine Handschuhe an, genoß das Vorspiel dieses Abends. Die Musik auf dem Plattenspieler: Schuberts Irrlicht aus der Winterreise. Jeder Weg führt zum Ziel summte der Vampir innerlich. Er drappierte das Halstuch. Die kleinen Rituale die ihm über Jahrhunderte halfen seine Vorfreude zu schüren. Er hatte wahllos und wild gemordet in den vorigen Nächten, kaum in der Lage das Tier in sich zu zügeln. Hatte sich vollgesogen wie ein Blutegel an all den alkoholgetränkten, heroinbetäubten von der Arbeit sauer gewordenen anonymen Opfern. Alles nur um sich im entscheidenden Moment bremsen zu können. Wie er es hasste am nächsten Abend zu früh wach in seinem Sarg mit dem bitteren Nachgeschmack der vergeudeten Seelen. "Für dich opfere ich mich auf mein Mädchen, und du ahnst nichts von meinem Leid." Da war kein Schmerz, was er Leid nannte war nurmehr Selbstverachtung eines verwöhnten Kindes des Dionysos. Das Leid war mit der menschlichen Seele gestorben, was dem noch am nächsten kam war Langeweile. Und eben aus diesem Grund war er Feinschmecker geworden. Das was ihm fehlte, die Seele, die sein Körper jede Nacht aufs neue im Blut der Menschen herbeisehnte und doch nicht halten konnte hatte für ihn Geschmack. Nicht der Oberflächliche erste nach Lebensgewohnheit, Nahrung oder Drogen der ihn mit dem ersten Tropfen überschwemmte, er war dem tiefen raunen oder dem flüchtigen Schmetterlingsflügel verfallen, der sich nicht durch Leben verändern ließ. Und er meinte einen guten Tropfen erkennen zu können, anhand der Stimme vielleicht oder dem Geruch, dort war er ein wenig unsicher. Es war möglicherweise ein anderer Sinn der ihn die Aura des Opfers erahnen ließ, doch dieser Sinn war wankelmütig, irrte sich ab und an und ließ ihn frustriert zurück.
Bei diesem Mädchen würde es anders sein, die Mühe der vergangenen Nächte würde sich lohnen. Der Vampir traf das Mädchen das erste Mal in der Werkstatt des Kunsthistorischen Instituts, als er sich einige seiner Erinnerungsstücke auffrischen lassen wollte. Das Kind schien Mitte zwanzig zu sein sie war klein, trug Hemd Krawatte und Weste darunter ein Rock und Schnürstiefel. Die langen blonden Haare hingen strähnig unter einer Baskenmütze hervor. Ihr Blick verschlossen sie gehörte eigentlich nicht hierher, holte einige Dias ab und war verärgert über die Störung. Der Charme des Vampirs wirkte zielsicher, dabei spürte er allerdings erhebliche Gegenwehr. Der Bann war bald gebrochen, ihr Interesse galt ihm. Sie war bezaubert von einem Gemälde das seine Schwester zeigte. Half ihm bereitwillig weiter, doch all sein Zauber wirkte nicht um ihr eine Einladung zu entlocken. Es folgten Briefe, sie schrieben sich über Monate hinweg, er konnte aus den kleinen schwarzen Buchstaben kein noch so kleines Geheimnis entlocken. Sie machte ihn rasend, hatte er doch eine Ahnung von der Reinheit ihres Blutes erhascht, er begann wild zu morden um sich abzulenken. All seine Vorsicht und die über Jahrhunderte angeeignete Beherrschung bröckelte von ihm ab. Er war besessen. Aber das passierte ihm nicht zum ersten Mal, er kannte sich zu gut, um sich von der Kleinen in ernste Gefahr bringen zu lassen. Heute Nacht würde er sie kosten, noch wenige Tage am Leben lassen um von der Schönheit ihres Blutes zu zehren, bevor er ihrem Herzen den letzten Schlag entriss.


Sie freute sich seit Monaten auf diesen Abend. Stand vor dem Spiegel und wischte sich zum dritten Mal die Lippenfarbe wieder ab. Perfektionistin schalt sie sich und konnte doch nicht anders als erneut den Kajal zu spitzen, um nun doch den gewünschten Schwung zu zeichnen. Die langen Haare steckte sie sich am Hinterkopf zusammen, um sie durch einen Handgriff wieder öffnen zu können. Anfangs hatte sie Widerwillen gefühlt angesichts des altmodisch gekleideten Mannes in der Werkstatt. Dann hatte ihre Neugier gesiegt, und nun wiederholte sie vor dem einschlafen im Geist seine Stimme. Die Briefe waren angefüllt von Geheimnissen die ihre Sehnsucht weckten. Eigentlich wollte sie ihn nicht körperlich besitzen, sie sehnte sich danach bei ihm zu liegen, nur wissend sie könnte ihn haben wenn sie es wünschte. Heute hatte sie ihn eingeladen obwohl sie Fremden nie so leicht die Tür öffnete. Ganz gegen ihre Gewohnheit trug sie ein langes Kleid. Er hatte gesagt, dass er bereits gegessen hätte, so blieb ihr nichts als aufzuräumen und die passende Musik zu wählen. Sie hörte Schubert, das Irrlicht, und dachte sie würde auch in die Irre gehen, und ob dieser Weg sie wohl ans Ziel bringen würde?
Als er vor der Tür stand und höflich wartete bis er hereingebeten würde entdeckte sie zum ersten Mal seine strahlend blauen Augen in dem Gesicht, das von Camille Claudel aus weißem Marmor erschaffen sein könnte. Er erstarrte beim eintreten und bemerkte auch er habe diese Musik gehört bevor er aufbrach. Verunsichert saßen sie im Raum. Er auf dem großen schwarzen Ledersessel, sie auf ihrem Bett. Dann gewann er die Fassung wieder und gab sich gewandt. Sie überließ ihm die Führung. Er wies sie auf Gemeinsamkeiten hin, wiegte sie mit seinen Worten wie ein Kind. "So leicht geht es", zweifelte sie, "ich muss mich nur treiben lassen und fügen. Schon bald kann ich bei ihm liegen, den erschöpften Körper neben mir wissen, würde er doch schon beginnen, die Spannung schmerzt beihnahe."
Sie ließ das Haar über die Schultern fallen und lächelte kaum merklich. Ihm kam es vor als wüsste sie von seinem Vorhaben, das ausharren hier und die Komplimente hatten viel von seiner Zurückhaltung gefordert. Er war so schnell neben ihr am Bett, dass kein menschliches Auge es hätte wahrnehmen können. Gewaltsam riss er ihren Körper in die Höhe, bereit ihre Gegenwehr zu ersticken, doch da war nichts. Ernste eisig große Augen starrten ihn an. Sie lächelte noch immer. Er ließ beide Körper wieder auf das eiserne Bett fallen. Als er sich über sie neigte war sie wie in Trance, spürte keinen stärkeren Schmerz als das Sehnen.
Er schob seine Zähne sanft in ihren Hals. Sie glitten hinein als wäre da kein Widerstand. "Wie anders dieser Hochgenuss als das sinnloße Reißen, das Schlachten." waren seine Gedanken als er sie aufnahm. So zart fühlte er die Müdigkeit der letzten Tage, silbern glitzerte ihre Sehnsucht nach ihm auf seiner Zunge. Aber er drang tiefer um das Geheimnis schmecken zu können, ihr sein zu begreifen. Da war es wie der blasse Mond zwischen Birken am Morgen und mehr, aber tiefer schmeckte er nicht, er musste eine Pause machen. Zu satt hatte er sich gefressen an den anonymen Leichen um ihre Schönheit zu ergründen. Und doch konnte er nicht von ihrem Fleisch ablassen. Bienen summten in diesem Blut, so verwoben dass der Klang klarer wurde, Nebel lichtete sich von der Landschaft, er sah den waagerechten Horizont. Der Morgen dammerte bereits, da lag er noch neben ihr tröpfchenweise kostete er von ihrem Blut, schien dabei immer erfüllter von der Mädchenseele.
Verschwunden, vom ersten Sonnenstrahl aufgezehrt, neben ihm lag sie noch vor Minuten wie sie es sich erträumt hatte.

Dienstag, Mai 02, 2006

Genug

von all dem Auto verkaufen, anmelden, Zug fahren, arbeiten. Ruhe.
Nichts macht mich so brav, wie eine Aufforderung gemein zu sein. Das nehme ich mit von meinem Anerkennungsjahr. So viel ist übrig von dem kindlichen Trotz. Und vielleicht noch die Erkenntnis, dass das Rebellieren gegen Grenzen nur solange förderlich für die Autonomieentwicklung ist wenn es zumindest teiweise auch gelingt.
Ich bin wieder zuversichtlich. Nachdem ich am Samstag ein kleines Tief überwinden musste, auf dem Sofa im TV- Raum (Warum zum Geier nennen die das nicht Wohnzimmer wie jeder andere?) geht es mir besser. Ich treffe bald meine Mentorin zwecks Promotionsvorhaben, und sollte mir noch Fachliteratur reinziehen. Außerdem muß ich noch viel für den seltsamen Job machen. Aber wie das so ist, wenn sich Berge von Arbeit vor mir auftürmen mache ich nix (wieder der kindliche Trotz?).
Das ganze arbeiten hat mir eine schlechte Haut, beihnahe einen Nervenzusammenbruch und ein Loch in der Kasse eingebracht nicht zuletzt wegen der Zugfahrten (23 € pro Fahrt). Gottseidank konnte ein müder Augenaufschlag den Kontrolleur überzeugen mich bei der letzten Fahrt umsonst einsteigen zu lassen.
Die rettende Mutter brachte mir mein neues (noch älteres) Auto. Das lässt mich aufatmen. Bin jetzt nicht mehr weit vom Ende des Anerkennungsjahres entfernt !!! Das Beste ist aber dass meine Kollegin heute den Dienst für mich übernommen hat, und mein altes Auto bei ebay für einen euro verkauft wurde.
Jetzt folgt Entspannung