Dienstag, Juni 22, 2010

Gendern im Job

Schlendern wir mal durch mein Arbeitsleben...
zwei Hausbesuche mit Überprüfung ob Kindeswohlgefährdung besteht oder nicht, zwei Fälle bei denen die "Gastgeber" nicht unbedingt erfreut waren das Jugendamt im Haus zu haben...

Fall eins hatte schon Kontakt mit meinem Vorgänger, einem eher bärigen Typ Mitte vierzig, auf den sie einen eher verschlossenen aber freundlichen Eindruck machte. Wir zahlten die Kindergartenbeiträge für die Familie. Er riet mir direkt hinzufahren und über seine Vorarbeit Zugang zu bekommen, in etwa so: "Guten Tag, ich war grad in der Gegend und mein Vorgänger Herr Y hat mir gesagt ich soll mal vorbeikommen, um mich vorzustellen, außerdem müsste ich sowieso mit ihnen sprechen."
In etwa so sah dann so aus: Frau guckt vom Balkon runter kreischt: "Was wolle sie?"
"Könnten sie mal zur Tür kommen?" Frau kommt runter, nach meinem Sprüchlein versucht sie mich abzuwimmeln "mit so welche wie ihre hewwe mer nix zu dun" Frau mustert mich von oben bis unten und fragt:"Hewwe sie Kinner?"
Ich bitte sie mich reinzulassen, daraufhin findet das Gespräch im Flur statt, habbekleidete dicke schmutzige Kinder stehen um uns herum. Blöde Situation um etwas zu besprechen, schwöre mir innerlich in Zukunft nur noch per Post Kontakt aufzunehmen...Jetzt sage ich ihr, dass es eine anonyme Meldung gab, dass ihre Kinder schreien, als ob sie geschlagen würden. Sie dementiert, ich sage, dass ich vom Kindergarten und der Schule Infos hole, dass ich mir vorstellen kann wie schwer es ist mit drei Kindern und einem kranken Mann, welche Hilfemöglichkeiten es gibt... Sie fragt ob ich Kinder habe.
Nein.
Pause.
Ich verschiebe das Gespräch auf nächsten Montag, dann werde ich nochmal vorbeikommen und ihr ein paar Möglichkeiten der Hilfe zur Erziehung genauer erläutern.

Scheiße gelaufen, wie so oft denke ich mir, mein Kollege hat gut reden, sein Äußeres weckt Vertrauen, meines eher Abneigung zumindest in diesem Fall.

Nächster Fall
Meldung von der Schule, ein Jugendlicher, geschiedene Eltern, die nur über ihre Kinder kommunizieren, Sohn ist aggressiv, würgt Mitschüler, zwingt sie vor sich in die Knie und macht sexuelle Gesten. Vater war nicht erreichbar, habe ihm zwei Briefe geschickt und der Hausbesuch bei seiner Mutter verlief etwa so: "Zuhause gibt es kein Problem, sein Vater setzt ihm keine Grenzen, dort ist er drei Tage in der Woche und in den Ferien, wir reden seit 8 Jahren nicht mehr miteinander. Er lehnt auch ab, dass mein Junge therapeutische Unterstützung bekommt."
Ich fahre also zum Vater, der in einer fragwürdigen Gegend wohnt und auch für die Schule nie erreichbar war. Als er mich sieht schaltet der Mann auf Charme um: Ach Hallo wer sind denn sie, flötet er, Typ gutaussehender Südländer mit tätowierten Unterarmen. Und er nimmt mich auch auf den Arm: Natürlich sind die Mutter und deren neuer Partner Schuld an allem, er wird sich aber niemals mit ihr an einen Tisch setzen, um irgendetwas zu klären. Daraufhin macht er auf missverstandener guter Vater, der viel Verständnis hat, aber auch Grenzen setzen kann und auch sonst einfach vorbildlich ist. Er gockelt um mich herum und erzählt mir eine nette Story, lässt sich aber auf nichts ein, was dazu führen könnte sich mit seiner Exfrau zu treffen...

Meinen Kollegen hätte er wahrscheinlich nichtmal reingelassen und ich konnte einen Termin mit ihm und seinem Sohn ausmachen, an dem mir beide mal die Familienregeln erklären dürfen. Außerdem stimmte er zu, dass sein Sohn therapeutische Unterstützung in einem Anti - Gewaltkurs bekommt.

Montag, Juni 21, 2010

Sonntag, Juni 13, 2010

Vater und Fahrrad

Aller Unkenrufe zum Trotz hat es mein Vater wohl geschafft seit Dienstag bis nach Dole nahe Besancon zu radeln, und dies trotz mangelndem Equipment und fehlender Sprachkenntnisse-
es lässt hoffen, dass er die Reise zu meinem Patenonkel überleben könnte.

Samstag, Juni 12, 2010

Sonntag, Juni 06, 2010

Geben-Nehmen, Macht- Ohnmacht

Ich fordere gerne von meinen Mitmenschen das ein, was ich brauche. Bisher hatte ich mir nie viel dabei gedacht, nur, wenn klar ist was ich will, habe ich eher Chancen es zu bekommen. Ich halte es auch nicht für schlimm selbst delegiert zu werden, im Gegenteil, ich komme den Forderungen, auch unausgesprochenen, angedeuteten gerne nach. Ich empfinde es als erfüllend andere glücklich zu machen- natürlich gibt es da Grenzen, aber im Allgemeinen mag ich dieses Spiel von Geben und Nehmen sehr gerne. Bei anderen Menschen ist das nicht so, es gibt Kollegen, die ausflippen, wenn man ihnen sagt, was nun zu tun ist. Es gibt Menschen, die sich überfordert fühlen, wenn sie dem Gegenüber vertrauen sollen, dabei sind einige, deren eigener Wille der Forderung entgegensteht, einige, die den Ton des Befehls anmaßend finden, aber bei einer Bitte reagieren, und einen geringen Teil von Menschen, die der Forderung erst nachkommen können, wenn sie sich des eigenen Willens bewusst sind. Wenn sich da ein Problem ergibt, weil sie nicht wissen, was sie wollen, antworten sie mit vielleicht und lassen warten. Der Trick zuerst der Bitte nachzukommen und sich im Nachhinein darüber Gedanken zu machen, ob einem die Ausführung Spaß gemacht hat, ist ihnen zu risikoreich.
Auch wenn man einen Befehl ausführt, behält man die Verantwortung für das eigene Handeln, ich unterscheide einfach nicht ganz klar zwischen der eigenen und der anderen Person ich denke, dass man sich in Beziehungen öffnet und vermischt, auch wenn wir es anders gelernt haben und die Gesellschaft anders aufgebaut ist. Natürlich werde ich für mein Handeln verantwortlich gemacht aber die Grenze zwischen mir und dem Leser dieser Zeilen ist willkürlich gesetzt, um z.B. Kategorien für Straftaten festlegen zu können.

Bei diesem Spiel von Geben und Nehmen, wie ich es nannte existieren natürlich auch Schwachstellen. So zerstören unerfüllte Erwartungen und Schuldgefühle den Spaß. Es ist sehr schwer nichts zu erwarten, wenn man fordert, ebenso schwer ist es ohne Schuldgefühle zu nehmen ohne zu geben. Da fühlt sich einer wie derjenige, der ausgenutzt wird, weil er immer Forderungen erfüllt, aber nie selbst fordert. Ein anderer hat Schuldgefühle, weil er nichts geben kann. Deswegen haben einige die Hoffnung im Jenseits entlohnt zu werden, oder dass es sich im Großen alles wieder ausgleicht- Karma ;-)
Letztlich scheint es aber sinnvoll zu sein, nur zu geben ohne Gegenleistung zu erwarten und zu fordern ohne zu erwarten, dass der Forderung nachgekommen wird.

Verdammt schwer, wenn ihr mich fragt, und was die Schuldgefühle angeht habe ich keine Lösung. Aber vielleicht ist das ja ganz gut so.
Schuldgefühle hat man, weil das Gleichgewicht des Spiels nicht stimmt, wenn man sich dessen bewusst ist, kann man es ja vielleicht auf einer anderen Ebene wieder ausgleichen.

Puh, es beginnt endlich zu regnen, ich dachte schon meine Kopfschmerzen hören nie auf.