Sonntag, Dezember 19, 2010

In einer Stadt leben

Was rechtfertigt es, dass ich nicht in Bruchsal lebe, dem Ort an dem ich arbeite und wo ich zu Fuß zur Arbeit gehen könnte? Was rechtfertigt die Umweltverschmutzung und Zeitverschwendung, die elende Parkplatzsuche und die schlechte Luft?

Es ist dieses um 5 Uhr nachts am Bahnhof im Dönerladen sitzen, ein 25 qm Raum angefüllt mit gestrandeten Geschäftsreisenden, Pennern die nicht hinaus in die Winternacht wollen, Mädchen mit zuviel Make-up über den Pubertätspickeln, einer schwarzen Mama im bunten Umhang und türkischen Jungs, die versuchen dem Verkäufer etwas umsonst abzuschwätzen. Dann lehne ich mich zurück und lächle, weil hier so viele Welten aufeinanderprallen. Es ist dieses nach ewiger Parkplatzsuche doch noch schnell nach der Arbeit die Augenbrauen zupfen lassen und nebenan Henna kaufen, es sind verdammt nochmal saugute Schinkennudeln im Vienna und die Möglichkeit nach der Disco mit dem Taxi heimzufahren.
Und auch wenn ich das nicht jeden Tag brauche, ist es der Luxus der Möglichkeit, den ich dann doch brauche- zumindest mehr als zu Fuß zur Arbeit zu kommen.

Sonntag, Oktober 31, 2010

Euphorie/Endorphin/Dopamin/Serotonin/Episoden des Glücks

Euphorie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


gesteigerte LebensfreudeEuphorie (gr. ευφορία, lat. euphoria, euforia) bezeichnet eine subjektiv temporäre überschwängliche Gemütsverfassung mit allgemeiner Hochstimmung, auch Hochgefühl genannt, mit einem gehobenen Lebensgefühl größten Wohlbefindens, mit gesteigerter Lebensfreude und verminderten Hemmungen.

Etymologisch aus dem Griechischen „euphoria“ abstammend, zu Deutsch „Fruchtbarkeit“ oder „Produktivität“. Abgeleitet von „euphoros“ („gesund“), das sich aus „eu“ („gut“) und „pherein“ („[er]tragen[d]“) zusammensetzt.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Euphorie häufig im Sinne von Leidenschaft oder Begeisterung benutzt. Der Begriff Euphorie beschreibt ein vorübergehendes Gefühl des gesteigerten Wohlbefindens, das jedoch im Unterschied zur hypomanischen Stimmung häufig auch als Zustand des Wohlbehagens und der oberflächlichen Heiterkeit bezeichnet wird.

Mediziner beschreiben auch subjektives Wohlbefinden Schwerkranker als Euphorie. Vorwiegend wird diese Form der gehobenen Stimmung bei Manien oder bei organisch bedingten Zuständen, z. B. bei der senilen Demenz, bei Stirnhirntumoren, bei progressiver Paralyse und als Folge von Intoxikationen als Euphorie bezeichnet.

In der Psychologie ist Euphorie ein seelischer Zustand des intensiven guten Gefühls, Glück zu empfinden, objektiv als mitunter unangemessen gehobene Stimmung sowie ein gesteigerter Antrieb bewertet. Der Euphorie entspricht eine anhaltende Aktivität im Nucleus accumbens des Gehirns. Der Zustand kann auch durch einige Drogen, etwa Opiate, hervorgerufen werden. Biologisch wird Euphorie durch die Botenstoffe Dopamin und/oder Serotonin ausgelöst. Auslöser können auch Alkohol, Arzneimittel und andere Drogen sein. Im Sport können extreme körperliche Leistungen nach einiger Zeit ebenfalls Euphorie hervorrufen, wie es z. B. häufig von Langstreckenläufern beschrieben wird, die körperlich völlig erschöpft sind, das sogenannte Runner's High. Der Zustand der Euphorie stellt sich auch nach überstandenen Extremsituationen ein, die auch simuliert werden können, etwa beim Bungee-Jumping.

Rauschhafter als Opium, weniger kreativ, mehr das Gefühl seelisch zu fliegen. Warum benutze ich das alte Wort Seele? Vielleicht weil es dem Gefühl näher ist und Geist und Körper trifft es nicht, natürlich beenflusst dieser seelische Ausnahmezustand alles andere. Wenn wir- was wir bezweifeln- Körper und Geist als abgeschlossene Systeme betrachten, die gemeinsam mit der Seele sich gegenseitig Umwelt sind, dann ergibt dieses Modell für mich Sinn. Wahnsinn wie leicht im Endorphinrausch alles ist, ein Unfall erscheint eine ähnlich interessante Erfahrung wie ein Urlaub, alles wird spannend und dadurch gleich in der Bewertung.
Ich liebe körpereigene Drogen, man kann Heroinsüchtige verstehen, teilt aber nicht ihr Schicksal. Gut, wenn auf der Autobahn dann die richtige Musik läuft und gut, dass der Geist eben ein abgeschlossenes System ist und er steuert ohne Unfälle zu bauen... in die Zukunft planen hat was, auch wenn der folgende Gedanke erheiternd ist: "wenn ich verunglücke denkt jeder, dass es Mord war ;-)"
Weil ich bei der Arbeit so eine Drohung erhalten habe- "Sie könnten am Wochenende verunglücken"- was mich wütend werden lies, aber nicht dazu führte, dass ich angst hätte. Keine Ahnung welches Gefühl der Anrufer verursachen wollte, ber momentan bin ich da auf eine ganz andere Art anschlussfähig/störungsanfällig- Wenn das nicht was Tolles ist was die systemische Fortbildung da verursacht hat- seltsame nützliche Konstrukte von Dingen die stören.
Und ich liebe diesen Rausch ohne Folgen, der mir zeigt, dass alles auf freundliche Art gleich ist, den man haben kann, wenn man sich selbst kennt und die eigenen Grenzen erfährt. wie passt das jetzt in das systemische Denken- sich selbst kennen? Gute Frage, ich denke darüber nach meine Liebe..

Sonntag, September 26, 2010

Bald alt

Es herbstet sehr, gestern in der Disco fielen die Schuppen wie Blätter... alte Bekannte mit Augenmerk auf dem ersten Wort- und die Erkenntnis, dass Tätowierungen im faltigen Gesicht echt übel wirken, es war ein recht neues Tatoo, ich frag mich ob der Tätowierer ihm dazu die faltige Haut einefach glattgezogen und festgeklammert hat, oder wie geht sowas?
Naja, ansonsten war Jochen eben Jochen und meine Exmitbewohnerin hat sich eher gelangweilt... dafür war Hightower da um mich zu amüsieren, was nur bedingt gelang, weil er eben nichts von sich erzählt und viel fragt- wenigstens das erinnert an die guten alten Zeiten, weil der Schwimmbadclub sich sehr gewandelt hat- alles loungemäßig stylisch..schlimm schlimm und die Jugend von heute erst recht, statt einen gesittet und anständig anzugraben wie früher: z.B. mit "Du bist auserwählt, du bist auserwählt mit mir den Abend zu verbringen" heute nur noch ein nonverbales pieksen mit Leuchtstäben in die Seite meines halbdurchsichtigen Gummikleides und dann fehlen ihnen die worte und sie grinsen dümmlich, wenn man unfreundlich reagiert. Naja zu nix zu gebrauchen eben, früher war alles besser- die tollen Pommes im Cafe ober sind jetzt Country Potatoes und ich hatte mich so auf Schwimmbadpommes gefreut, mit dem roten Würzzeug und auch ne ordentliche Portion...
Um fünf lag ich mit Bettflasche im Bett und hätte fast die falschen Wimpern nicht mehr abgepult bekommen, ich bin eine alleinstehende alte Dame noch ohne Katze, aber das kommt sicher noch, fehlt nur noch Menstruationshäkeln in der Toskana...
Um den Beginn des Herbstes dann endgultig einzuläuten, bin ich am nächsten Tag mit dem Eisvögelchen Kastanien sammeln gewesen, ein Lichtblick im Regengrau. Hambacher Schloss, viele Idioten aber eine aufheiternde Frau, die mich versteht und ich weiß, wenn wir alt und grau sind, also so richtig, dann wohnen wir zusammen.
A propros alt, am 23.10. hab ich Geburtstag- der Philosoph sagt Mittelpunktstag. Wollen wir im Schwimmbadclub oder in Mainz feiern oder hier?

Mittwoch, September 15, 2010

Neu

So, jetzt wohne ich also wieder in der alten Welt. Internet, Telefon, Handy, alles geht, es ist halbwegs eingerichtet ordentlich ein Parkausweis ist mein eigen und vom vorderen Balkon sehe ich eine Linde, vom anderen Balkon Reste aus dem zweiten Weltkrieg. Ein Zimmer am Meeresgrund ein anderes um die Jahrhundertwende ;) und wer braucht schon ein Bad, wenn die Wanne in der Küche so nett aussieht.
Das Experiment allein leben hat begonnen und ich muss mich jeden Morgen wundern, dass ich ohne Wecker wach bin, dass ich frühstücke und morgens gut gelaunt sein kann... das muss ein anderer Mensch sein, der da wohnt. Nur abends ist es kalt, weil mein Traumbett fehlt- aber das muss eben noch gemacht werden.

Dienstag, August 03, 2010

Ronnies Version der Geschichte

http://fisch-hitparade.de/angeln.php?p=384249#post384249

hab das mit dem verlinken nicht hinbekommen, machts selbst mit copy paste...

und der Rest





mehr





Schweden





Dienstag, Juni 22, 2010

Gendern im Job

Schlendern wir mal durch mein Arbeitsleben...
zwei Hausbesuche mit Überprüfung ob Kindeswohlgefährdung besteht oder nicht, zwei Fälle bei denen die "Gastgeber" nicht unbedingt erfreut waren das Jugendamt im Haus zu haben...

Fall eins hatte schon Kontakt mit meinem Vorgänger, einem eher bärigen Typ Mitte vierzig, auf den sie einen eher verschlossenen aber freundlichen Eindruck machte. Wir zahlten die Kindergartenbeiträge für die Familie. Er riet mir direkt hinzufahren und über seine Vorarbeit Zugang zu bekommen, in etwa so: "Guten Tag, ich war grad in der Gegend und mein Vorgänger Herr Y hat mir gesagt ich soll mal vorbeikommen, um mich vorzustellen, außerdem müsste ich sowieso mit ihnen sprechen."
In etwa so sah dann so aus: Frau guckt vom Balkon runter kreischt: "Was wolle sie?"
"Könnten sie mal zur Tür kommen?" Frau kommt runter, nach meinem Sprüchlein versucht sie mich abzuwimmeln "mit so welche wie ihre hewwe mer nix zu dun" Frau mustert mich von oben bis unten und fragt:"Hewwe sie Kinner?"
Ich bitte sie mich reinzulassen, daraufhin findet das Gespräch im Flur statt, habbekleidete dicke schmutzige Kinder stehen um uns herum. Blöde Situation um etwas zu besprechen, schwöre mir innerlich in Zukunft nur noch per Post Kontakt aufzunehmen...Jetzt sage ich ihr, dass es eine anonyme Meldung gab, dass ihre Kinder schreien, als ob sie geschlagen würden. Sie dementiert, ich sage, dass ich vom Kindergarten und der Schule Infos hole, dass ich mir vorstellen kann wie schwer es ist mit drei Kindern und einem kranken Mann, welche Hilfemöglichkeiten es gibt... Sie fragt ob ich Kinder habe.
Nein.
Pause.
Ich verschiebe das Gespräch auf nächsten Montag, dann werde ich nochmal vorbeikommen und ihr ein paar Möglichkeiten der Hilfe zur Erziehung genauer erläutern.

Scheiße gelaufen, wie so oft denke ich mir, mein Kollege hat gut reden, sein Äußeres weckt Vertrauen, meines eher Abneigung zumindest in diesem Fall.

Nächster Fall
Meldung von der Schule, ein Jugendlicher, geschiedene Eltern, die nur über ihre Kinder kommunizieren, Sohn ist aggressiv, würgt Mitschüler, zwingt sie vor sich in die Knie und macht sexuelle Gesten. Vater war nicht erreichbar, habe ihm zwei Briefe geschickt und der Hausbesuch bei seiner Mutter verlief etwa so: "Zuhause gibt es kein Problem, sein Vater setzt ihm keine Grenzen, dort ist er drei Tage in der Woche und in den Ferien, wir reden seit 8 Jahren nicht mehr miteinander. Er lehnt auch ab, dass mein Junge therapeutische Unterstützung bekommt."
Ich fahre also zum Vater, der in einer fragwürdigen Gegend wohnt und auch für die Schule nie erreichbar war. Als er mich sieht schaltet der Mann auf Charme um: Ach Hallo wer sind denn sie, flötet er, Typ gutaussehender Südländer mit tätowierten Unterarmen. Und er nimmt mich auch auf den Arm: Natürlich sind die Mutter und deren neuer Partner Schuld an allem, er wird sich aber niemals mit ihr an einen Tisch setzen, um irgendetwas zu klären. Daraufhin macht er auf missverstandener guter Vater, der viel Verständnis hat, aber auch Grenzen setzen kann und auch sonst einfach vorbildlich ist. Er gockelt um mich herum und erzählt mir eine nette Story, lässt sich aber auf nichts ein, was dazu führen könnte sich mit seiner Exfrau zu treffen...

Meinen Kollegen hätte er wahrscheinlich nichtmal reingelassen und ich konnte einen Termin mit ihm und seinem Sohn ausmachen, an dem mir beide mal die Familienregeln erklären dürfen. Außerdem stimmte er zu, dass sein Sohn therapeutische Unterstützung in einem Anti - Gewaltkurs bekommt.

Montag, Juni 21, 2010

Sonntag, Juni 13, 2010

Vater und Fahrrad

Aller Unkenrufe zum Trotz hat es mein Vater wohl geschafft seit Dienstag bis nach Dole nahe Besancon zu radeln, und dies trotz mangelndem Equipment und fehlender Sprachkenntnisse-
es lässt hoffen, dass er die Reise zu meinem Patenonkel überleben könnte.

Samstag, Juni 12, 2010

Sonntag, Juni 06, 2010

Geben-Nehmen, Macht- Ohnmacht

Ich fordere gerne von meinen Mitmenschen das ein, was ich brauche. Bisher hatte ich mir nie viel dabei gedacht, nur, wenn klar ist was ich will, habe ich eher Chancen es zu bekommen. Ich halte es auch nicht für schlimm selbst delegiert zu werden, im Gegenteil, ich komme den Forderungen, auch unausgesprochenen, angedeuteten gerne nach. Ich empfinde es als erfüllend andere glücklich zu machen- natürlich gibt es da Grenzen, aber im Allgemeinen mag ich dieses Spiel von Geben und Nehmen sehr gerne. Bei anderen Menschen ist das nicht so, es gibt Kollegen, die ausflippen, wenn man ihnen sagt, was nun zu tun ist. Es gibt Menschen, die sich überfordert fühlen, wenn sie dem Gegenüber vertrauen sollen, dabei sind einige, deren eigener Wille der Forderung entgegensteht, einige, die den Ton des Befehls anmaßend finden, aber bei einer Bitte reagieren, und einen geringen Teil von Menschen, die der Forderung erst nachkommen können, wenn sie sich des eigenen Willens bewusst sind. Wenn sich da ein Problem ergibt, weil sie nicht wissen, was sie wollen, antworten sie mit vielleicht und lassen warten. Der Trick zuerst der Bitte nachzukommen und sich im Nachhinein darüber Gedanken zu machen, ob einem die Ausführung Spaß gemacht hat, ist ihnen zu risikoreich.
Auch wenn man einen Befehl ausführt, behält man die Verantwortung für das eigene Handeln, ich unterscheide einfach nicht ganz klar zwischen der eigenen und der anderen Person ich denke, dass man sich in Beziehungen öffnet und vermischt, auch wenn wir es anders gelernt haben und die Gesellschaft anders aufgebaut ist. Natürlich werde ich für mein Handeln verantwortlich gemacht aber die Grenze zwischen mir und dem Leser dieser Zeilen ist willkürlich gesetzt, um z.B. Kategorien für Straftaten festlegen zu können.

Bei diesem Spiel von Geben und Nehmen, wie ich es nannte existieren natürlich auch Schwachstellen. So zerstören unerfüllte Erwartungen und Schuldgefühle den Spaß. Es ist sehr schwer nichts zu erwarten, wenn man fordert, ebenso schwer ist es ohne Schuldgefühle zu nehmen ohne zu geben. Da fühlt sich einer wie derjenige, der ausgenutzt wird, weil er immer Forderungen erfüllt, aber nie selbst fordert. Ein anderer hat Schuldgefühle, weil er nichts geben kann. Deswegen haben einige die Hoffnung im Jenseits entlohnt zu werden, oder dass es sich im Großen alles wieder ausgleicht- Karma ;-)
Letztlich scheint es aber sinnvoll zu sein, nur zu geben ohne Gegenleistung zu erwarten und zu fordern ohne zu erwarten, dass der Forderung nachgekommen wird.

Verdammt schwer, wenn ihr mich fragt, und was die Schuldgefühle angeht habe ich keine Lösung. Aber vielleicht ist das ja ganz gut so.
Schuldgefühle hat man, weil das Gleichgewicht des Spiels nicht stimmt, wenn man sich dessen bewusst ist, kann man es ja vielleicht auf einer anderen Ebene wieder ausgleichen.

Puh, es beginnt endlich zu regnen, ich dachte schon meine Kopfschmerzen hören nie auf.