Sonntag, November 22, 2009

Sonntagsdienst

Hallo liebe Nichtleser- um einen geschätzen Ex- Kollegen zu zitieren. Wir befinden uns im vielgerühmten Wochenenddienst, die Kinder wollen ins Kino, es ist ihnen versprochen worden- leider befindet sich kein Geld in der Kasse und wir sitzen im Büro. Ab und an klopft es, man will nicht an der Gruppenaktivität teilnehmen, bekommt Besuch von Eltern, möchte ins Internet oder an den Kühlschrank und wir meine Damen und Herren haben den Schlüssel. Ansonsten ist es sehr langweilig trüb und kalt. Der Chef und seine Geliebte haben Urlaub, was sie heute morgen nicht davon abhielt das beliebte Drama "Wann kommst du nach Hause, musst du so lange Übergabe machen" zu geben. Die Geliebte hat tausend Dinge verpeilt, wichtige Anträge, Kassenabrechnungen, Elterngespräche, Sanktionen erklären... wir sind froh, dass sie weg ist. Küchendienste müssen wir kontrollieren, an Medikamente erinnern und das alte "der Leib der Wissenschaft" Ritual vollführen. Wir überprüfen, ob da tatsächlich im Internet nach Schulaufgaben recherchiert wird- jep aber dabei wird youtube gehört- und verbieten es.
Soweit so ereignislos.
Heute morgen auf der Fahrt zur arbeit dachte ich über Macht nach- es ist wahrscheinlich ein größeres Gefühl von Macht jemanden dazu zu bringen, dass es ihm gutgeht- schlechtgehenlassen ist zu einfach. Und wenn man jemanden dann soweit hat ist man meist selbst gefangen von der eigenen Fähigkeit und wird so implizit entmachtet. Wahrscheinlich ein wichtiger Vorgang in gutlaufenden Beziehungen, in denen ja die Macht immer fluktuieren soll. Gut, das war mir auch schon vorher klar, aber über irgendwas muss man ja nachdenken, wenn man zur Arbeit fährt.
Ich greife den Gedanken auf, weil Chef und Mieze gerade zusammenziehen und er so schlechte Laune hat, dass er unfair wurde. Da denke ich an den Negativstrudel der beide jetzt erfasst, da die Glückshormone weggefickt wurden und die grausame Realität: Haus weg, Frau weg, Heulsuse da; Einzug hält.
Und meine Damen und Herren ich freue mich diebisch wie eine Gewitterhexe lache ich in mein inneres und bin glücklich ich zu sein. Ach ja so niedere Gefühle lenken doch wunderbar davon ab, dass die Jugendlichen mich in 30 Minuten nerven werden, dass sie nicht ins Kino dürden. Das schlimme ist, dass ich es genauso unfair finde wie sie.