Mittwoch, Juni 27, 2007

Schwummerige Uni

Die Uni Mainz hat einen großen Campus, und im verschachtelten Sonderbau sind die Pädagogen (vorübergehend seit einigen Jahren und wohl noch solange bis das Gebäude einstürzt) untergebracht. Ich habe dort zwei Oberseminare belegt und verlaufe mich jedesmal aufs neue. Das liegt aber auch daran, dass mein Seminar um 8:30 Uhr beginnt. Ich erlebe dort die seltsamsten Momente, weil es einfach zu früh ist und ich um mich wachzuhalten tatsächlich aktiv mitarbeite. Nach eingehenden Feldstudien wurde mir klar: Hypothese 1: Über das Lüftungssystem werden der Luft Drogen beigesetzt
Hypothese 2: Theorie ist eine Droge. Die erste These habe ich erfolgreich widerlegt, auf all meinen Irrwegen durch die Keller, Anbau und Unterrichtsräume habe ich nie ein Lüftungssystem entdecken können. Die enorme Hitzeentwicklung in den Seminarräumen bestätigt dies. Gut, zum Beweis meiner zweiten Hypothese: Nach dem Besuch des Seminars Kritische Theorie höre ich mich selbst oft solche Dinge sagen wie: "Aber Adorno geht ja gerade vom Subjekt aus, wenn er die Dialektik der Aufklärung reflektiert, und dass er dann Freuds Theorie über das Unbehagen in der Kultur..." Bei vollem Bewusstsein würde ich sowas unglaublich apriorisches garnicht aussprechen, ich gehe immer von der Prämisse aus verstanden werden zu wollen! Da seht ihrs ich tu es schon wieder, ich war heute an der Uni, es müssen die Nachwirkungen der Theorie sein. OK Fallbeispiel 2 Da sitzt jemand in meiner Vorlesung bei dem abgesehen von sowas wie "und, ist usw" alles völlig unverständlich ist. Er spricht nur in Fachtheoremen es ist völlig wirr, wenn man nicht alle philosophischen Grundbegriffe kennt. Er macht das auch nach der Vorlesung- ständig wenn er raucht höre ich aus seiner Richtung irgendwas von Genese der Theorie. Außerdem singt er dabei fast, seine Stimme driftet ab in psalmodierenden Rausch. Er macht sich zu jedem Text Exzerpte. Das schlimmste ist, heute hat er sich bei mir für die Ideen bedankt, die ich in unsere Lerngruppe eingebracht habe. Ich bin ein Theoriejunkie, er versteht was ich sage! Es ist furchtbar- ein Semester, und ich scheine abhängig davon zu sein. Ich habe Ohrwürmer von Fremdworten in meinem Kopf ich kaufe mir wissenschaftliche Literatur, die ich nicht brauche. Ich recherchiere in der Bibliothek über Phänomenologie. Wenn ich längere Zeit kein a priori mehr gelesen habe fange ich an zu zittern. Normale Gespräche beginnen mich zu langweilen, ich brauche die Gesellschaft anderer Süchtiger. Während des Rausches fühle ich mich gut- abgesehen von ein paar Paranoia Schüben, dann folgt der Absturz: Ich werde müde und schlapp habe keine Lust Party zu machen trinke keinen Alkohol, nur jede Menge Kaffee. Ich fühle dass ich bald wieder das nächste Buch brauche, das nächste Seminar. Eingestiegen bin ich mit Sozialhilferecht- jetzt nach einigen Jahren ist es schon die kritische Theorie. Ich habe angst, dass ich bald keinen härteren Stoff mehr finde...
Hilfe!!!!!
Hilfe!!!!!!!!!

Dienstag, Juni 26, 2007

Arbeit

Ein Montagmorgen, Grund genug im Bett zu bleiben. Nur leider war das warme kuschelige Ding weg, also bin ich aufgewacht. Kein Kaffee- so beginnen Horrortage. Ich war zu früh wach kam eine Stunde zu früh zur Arbeit. Das heisst Montags alle Wochenend Hiobsbotschaften bearbeiten. Der leicht verwirrte Postbote fragte mich zweimal, ob ich wirklich hier arbeite (hätte ich sonst den Briefkastenschlüssel, und würde gerade die Post ausräumen?) und händigte mir die Post für den Friseursalon unter uns aus. Im Treppenhaus roch es nach verbranntem Gummi- ich dachte mir nichts dabei. Als ich dann merkte, dass es wohl einen Stromausfall gegeben hatte dachte ich immernoch nichts. Ich drehte den Wasserhahn auf um Kaffee zu machen. Es tröpfelte- nichts. OK kein Wasser. Was ist passiert. Ein Anruf bei der Vermieterin brachte die Erleuchtung. Samstag war der Keller ausgebrannt. Der nette Friseur hatte den Trockner falsch angeschlossen. Ich liebe diesen Mann. Ich war schon einmal kurz davor ihn zu verklagen, das war als er einen FRAUENEINGANG eröffnete. Frauen sollen sein Geschäft separat durch die Hintertür betreten... Jetzt brennt der gute Mann den Keller ab-
OK was sonst noch geschah: Meine Kollegin war krank, das bedeutet es mussten zwei Klassen (ausgerechnet die ständig kichernden, schreiend pubertierenden) übernommen werden. Außerdem würde der Installateur kommen, weil die Wasserrohre durchgeschmort waren. Acht Stunden nichts trinken- hat auch Vorteile wenn man nicht auf die Toilette kann. Meine Chefin war reichlich genervt angesichts meines Berichtes.
Dann meldete sich endlich der Jugendliche, der seit einer Woche verschwunden war. Mein Lieblingsschüler... er schmeisst die Ausbildung hin. Er will lieber Schreiner werden. WAS zur Hölle ist in ihn gefahren? Er schneidet sich schon als Koch fast den Daumen ab, und will Schreiner werden???? Verdammt nd ich hatte soviel Zeit in den Unterricht und den Kontakt mit Lehrern und dem Ausbilder investiert. Als ich sowas in der Art zu meiner Chefin sagte meinte sie ich sei unprofessionell. Man darf sowas nicht an sich rankommen lassen. Gut, dann bin ich halt oberflächlich und schimpfe lieber über den Rußfilm der überall klebt und die weiße Hose, die ich morgens angezogen hatte. Ich trage nie weiß! Ich muss geahnt haben, dass sie im Laufe des Tages schwarz wird. Soviel zu meinem Job. Ich liebe ihn.

Mittwoch, Juni 20, 2007

Zitat benjamin Franklin:

Der Mensch, der bereit ist, seine Freiheit aufzugeben, um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren

Dienstag, Juni 19, 2007

Auf vielseitigen Wunsch: Der Baggerer

Die Gänseblümchenwiese, Ort mancherlei Perversion, ein guter Ort um sich auszuruhen bei ein wenig schlüpfriger Lektüre. Leider war ich trotz der frühen Stunde nicht allein in der Sonne. In konzentrischen kreisen schlich ein Baggerer um meine Decke. Irgendwann fasste er sich ein Herz und sprach mich an (sehr kreativ): "Was machst du denn da?" eine Frage, wie ich sie von einem sechsjährigen Nachbarssohn erwarten würde- meine Reaktion war etwa so :"Du weißt nicht was ich hier mache?, nun das nennt man lesen, eine Art der Kommunikation, die erfunden wurde, um Sachverhalte konkreter darzustellen, als das mit Bildern möglich wäre." Ich weiß, nicht sehr freundlich, aber ich kam gerade aus einer Autowerkstatt, die von dreckigen, wahnsinnigen Verbrechern geführt wird, weil ein Jugendlicher, dem ich kündigen musste meinen Reifen zerstochen hatte, sie ihn zwar austauschten, er aber wieder Luft verlor...andere Geschichte.
Also zurück zum Baggerer, er war ziemlich hartnäckig und das begann ich zu respektieren. Ich erfuhr, dass er einer von vier Geschwistern war, ein gutes Verhältnis zu seiner Mutter hatte, die leider vor einem Jahr gestorben war und aus dem Baskenland kam. Außerdem war er----BAGGERFAHRER---- Dazu muß ich sagen, dass ich kurz vorher eigentlich schlafen wollte, aber unsere Straße durch eine Baustelle einen dermaßen hohen Lärmpegel abbekam, dass ich einfach nicht schlafen konnte. Ich sah aus dem Fenster und wünschte ich hätte was anständiges gelernt, Baggerfahren zum Beispiel, was für ein Machtgefühl so eine riesen Maschine zu lenken, und dabei noch Leuten auf die Nerven gehen zu können...
Also reagierte ich auf diese Offenbarung etwa so:" Cool ich will auch!" Also etwa wie ein sechsjähriger Junge. Auf diesem Niveau konnten wir uns verstehen. Er hatte gerade Mittagspause. Ich durfte Baggerfahren! Es ist verdammt einfach und macht tierisch Spaß!!!

Sonntag, Juni 17, 2007

Gänseblümchenfetischist Teil II

Ich liebe es den Tag zu con stanzen. Es sind Gedichte die sich aufspannen lassen wie Regenschirme- und da wir gerade dabei sind... Die nette Nachbarin, das Eisvögelchen et moi gngen unter die Spanner. Wir waren ein wenig gelangweilt, hatten Brunch genossen und vollgefressen wie wir waren suchten wir das Abenteuer- naja OK wir verfolgten den Exhibitionisten liebevoll Blümchenfetischist genannt. Er lief an uns vorbei und da Constanze seine Darbietung noch nicht kannte verfolgten wir ihn. Dabei sahen wir ihn im Auto, dessen Kennzeichen wir uns merkten. Einer Ahnung folgend begaben wir uns zur Gänseblümchenwiese und tatsächlich, da stand er und befummelte sich. Wir ließen uns also nieder mit dem Ziel ihm zu applaudieren sobald er geendet haben würde. Die nette Nachbarin gab dabei den Sportkommentator "Jetzt zieht er die Hose aus, jetzt streichelt er sich..." Leider waren die Damen neben uns nicht so amüsiert von der Vorstellung. Ein Mädel telefonierte mit der Polizei- ewig, da wurde die Personenbeschreibung "Südländer, gut gebaut" abgegeben genauso wie die Lage der Wiese und die Empörung ausgedrückt. Der arme Exhibitionist bekam das natürlich mit und kam nicht zum Ende seiner Vorstellung. er floh. Kurz darauf kam die Polizei, sie rannten in die falsche Richtung, wurden von dem Mädel mit dem Handy zurückgeholt. Wir hätten der Polizei das Kennzeichen seines Autos geben können, brachten es aber nicht übers Herz. Der arme Kerl hat vielleicht sonst keine Freude im Leben, außerdem waren nie Kinder in der Nähe, wenn er seine Darbietung zeigte. Als wir gingen brauste der Exhibitionist und anschließend ein Polizeiwagen an uns vorbei. Die Schranke vor dem Bahnübergang, die sonst immer zu ist war OH WUNDER offen. Wir glauben er ist entkommen. Und so werdet ihr wohl noch einige Geschichten von ihm hören können.