Dienstag, Oktober 24, 2006

Quersumme

Ich habe diese Zahl gehasst als ich sie lernte und ließ sie gegen ihr Spiegelbild kämpfen, und doch ist dieser Geburtstag sicher der schönste seit diesem Zeitpunkt in meiner Kindheit. Mit sechs beschloss ich das sei das beste Alter für einen Menschen. Ich wollte nicht älter werden. So wie viele beschliessen zwanzig sei das ideale Alter, so war es bei mir sechs. Und damals war ich weiser als heute. Aber trotzdem bin ich älter und habe gefeiert der Kindheit entkommen dem Alter noch nicht zum Opfer gefallen. Ich bin froh jemanden an meiner Seite gehabt zu haben, der mich alles vergessen ließ, kein Gedanke an Quersummen in dieser Nacht. Wie ein Kind habe ich langsam die Grenzen meines Willes ertastet.
Aber auch das war schön, Kaffee und gedeckter Apfelkuchen, Glück und Segen, kampfeswillige Schwester und größtenteils nicht zu Wort kommende griechische Tragödie. Im Genesis dann schenkte Scham Kain traf Sohn mir Blumen- Kohl. Der anonyme Vampir war da das Eisvögelchen... Und trotz der peinlichen Tatsache, dass ich den Schlüssel daheim vergaß war es noch ein gelungener Ausklang. Da stört es mich auch nicht dass die Quersumme eine Unglückszahl ist. Ich liebe- wie alle Narzissten- meinen Geburtstag und diesen besonders.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Propheten

Es war einmal ein Prophet, der sagte: gestern war ein schöner Tag nach dem Gesetz der Serie wird heute wieder ein Scheißtag. Was soll ich schreiben- er hatte recht wie immer. Die Praktikantin setzte den Bus gegen einen Fahnenmast die Kids gingen sich gegenseitig an den Kragen und ich wurde beschimpft :) Aber gut, heute ist es ruhig ich hoffe nicht die Ruhe vor dem Sturm. Vielfach wurde gewünscht der Prophet solle sich hier eintragen auf dass man seinen Blog wieder findet und nicht jedesmal aufs neue Umwege beschreiten muss. Das Nachtsichtgerät des Propheten sorgte auf weiblicher Seite für Kopfschütteln und mildes Lächeln, auf der männlichen für Neid (sowas wollte ich schon als Kind haben). Ich erfuhr mein Grossvater hätte sich eines gekauft als die Dinger noch ein Vermögen kosteten. Ich suche noch eine Idee für mein verlängertes Geburtstagswochenende, und tendiere ebenfalls zu Kostspieligem. Wahrscheinlich läuft es aber auf etwas langweiliges heraus. Mein Ex- Freund vergisst mir zu sagen, dass ein Einschreiben für mich gekommen ist. Ich verdränge die Unwahrscheinlichkeit dieses "vergessens" ansonsten nichts neues im Mottenland. Oder sollte ich Half Baked zitieren? Nein. Ich wohne ab Donnerstag in Alzey. Wenn das kein Grund zum heulen ist... Das Eisvögelchen plant eine Völlerei zum Abschluss des Magisters, und ich brauche dringend neue Lektüre. Für Vorschläge stets offen.

Montag, Oktober 09, 2006

Sonnenaufgang

Für alle die das Schauspiel nicht sehen konnten. Das Schöne wenn man vom Nachtdienst nach Hause fährt und im richtigen Moment an der richtigen Stelle im Stau steht- staunend:

Kondensstreifen wie von einer breiten Feder gezogen leuchten weissgelb über den blauen Himmel an dem noch rosa die Reste der ersten Morgenröte die blaugrauen Berge streifen. Über dem grauen Rücken beginnt sich ein riesiger gleißend gelber Feuerball hinter dünnen Wolkenschleiern nach oben zu schieben. Den Rhein bedeckt Nebel er streift ein Maisfeld an seinen oberen Spitzen. Pappeln säumen den Rand des Flusses in der Farbe der Berge. Da taucht im Feuerball das Halbrund der Sonne auf. Sie leckt das rosa vom Himmel bis die Kondensstreifen, die sich aufgefächert haben, weiss erscheinen.

Dienstag, Oktober 03, 2006

Denn sie weiß nicht was sie tut..

Am Wochenende wollte mein Freund mich überraschen. Trotz meiner Warnung, dass dies bei mir nicht funktioniert weigerte er sich mir zu erzählen was wir Samstag machen werden. Ich hatte an diesem Tag eigentlich schon etwas geplant, aber man kann so einen kleinen Umzug ja vormittags erledigen... Ich wusste also nicht was ich tue Samstag. Aber das kenne ich ja bereits zukunftsmässig. Angefangen hat alles Freitags mit dem Treffen meiner Mentorin im schönen Darmstadt (schon der Name straft diese Behauptung Lügen) das recht depremierend verlief. Statt zu sagen Punk is dead sagte sie Die Soziologie stirbt. Ich suche also eine Promotionsstelle in Richtung Pädagogik. Fuck. Dann erreichte ich Regu zwecks Übernachtungsmöglichkeit, die bereits verabredet war. Ich ging mit ihr und einer anderen Soz. Päd aus. Die andere war vierzig Jahre alt, und depremiert weil seit fünf Jahren Single. In dem Alter klärte sie mich auf sind die meisten Männer verheiratet, die es nicht sind so spleenig, dass sie den gewachsenen Ansprüchen nicht mehr genügen. Jo, da kommt doch Freude auf. Ich betrank mich also mit den beiden. Bei Regu angekommen berichtete diese mir von ihren Zukunftsplänen die Worte Kinder und Heiraten fielen, mir wurde ganz mulmig. Keine Hausbesetzer- und Liedermacherphantasien mehr. Es gibt keine Maikäfer mehr.
Gegen vier Uhr ging ich ins Bett, um acht erwachte ich. Fuhr zu meiner früheren Wohnung, traf dort Mütterlein und Schwestertier um meine Möbel nach Hause zu bringen. Jeder weiß es gibt kein Zuhause, zu meinen Eltern also. Die griechische Tragödie hatte besseres zu tun blieb daher dem Ereignis fern. Ich hatte mich wie bereits erwähnt mit R. aus O. am O. verabredet, der mich überraschen wollte. Überrascht war ich auch als ich erfuhr, dass er noch zwei Leute mitbringt. Mir schwante ja schon übles. Aber es ließ sich nichts mehr verhindern. Ich kam bei den Eltern an, duschte schnell schnitt mich in der Eile beim rasieren blutete alles voll um daraufhin das Auto zu entladen. Ich war fast fertig da kam die griechische Tragödie. Vom zweiten Auto samt Mutter keine Spur, dafür von meinem Freund und den zwei Unbekannten. Ich hasse solche Situationen. Wir warteten auf das zweite Auto das entladen werden musste ich wusste meine Mutter wäre nicht begeistert ob des unerwarteten Besuchs. Außerdem war da die griechische Tragödie mit den Fremden im Garten während ich mein Outfit in Richtung schwarz änderte. Der geneigte Leser fragt sich wozu- wir würden einem Konzert beiwohnen. Nichts mit Geigen und Fagott, nein Death- Metal (oder sowas in der Art). Oh die Freude meinerseits war gross, ich liebe Konzerte falle ich dort doch regelmässig in Ohnmacht da das Bad in Menschenmassen zu meinen bevorzugten Beschäftigungen zählt.
Als meine Mutter mit einiger Verspätung ankam jagte sie uns davon- sie wolle das Auto selbst entladen. Auch gut, ich war sowieso am Ende. Ungeschminkt und übernächtigt fuhr ich also mit den drei nach Würzburg (bzw. Giebelstadt). Stau ohne Ende, daher fiel die Besichtigung der Stadt etwas kürzer aus. Ich war sowieso nicht aufnahmefähig. Ach ja, das Pärchen mit dem wir dahinfuhren bestand aus einem blonden Bodybuilder der an narzisstischer Persönlichkeitsstörung litt und einem Fötus von sicher maximal 14 Jahren ausgestattet mit Puppengesicht und einer Stimme die mich stark an jemand anderen erinnerte (sehr verwirrend). Ich erfuhr, dass es schlecht sei nach dem Genuss scharfer Peperoni pinkeln zu gehen ohne sich die Hände zu waschen, und dass man in solchen Fällen den Schwanz in ein Glas Milch hängen müsse. Mich gelüstete nicht danach das zugehörige Bild auf der Digitalkamera zu bewundern. Was mich mittlerweile etwas zu nerven beginnt sind nicht die andauernden Gespräche über Sex (führe ich ja selbst, wenn auch etwas weniger emotional) sondern dass ich immer aussehe wie frisch aus dem Müll gefischt wenn ich auf die Freunde von R. treffe. Zudem ist immer ein Mädel dabei, das nicht nur wesentlich jünger und gestylter aussieht als ich, sondern dass sie ausnahmslos Puppengesichter ihr eigen nennen. Das Konzert bestand wie nicht anders zu erwarten aus viel Lärm und Gegrunze. Das Publikum erinnerte größtenteils an Lowered Expectations (MAD). Ich verabschiedete mich mit dem netten selbstbewußten (bei so ´nem Freund muss sie das sein) Püppchen vor der letzten Band ins Auto zum schlafen. Alsbald tauchte ihr besoffener Angeber auf und schnarchte so laut, dass dies unmöglich wurde. Aber ich will nicht undankbar sein, man muss sowas mal erlebt haben. Vor allem die Tatsache, dass Metaller scheinbar von ihrem Schwanz besessen sind (beim Heimfahren zeigte Einer den vorüberfahrenden Autos sein Exemlar) erheiterte mich sehr, gibt leider für ein Forschungsthemea wenig her, sollte trotzdem mal untersucht werden. Das restliche Wochenende verlief dann doch sehr schön. Vor allem im Kontrast zu dem bereits erlebten konnte es ja nur besser werden. Montags saß ich nach dem Einkaufsbummel in Karlsruhe in einem Cafe als meine Mutter anrief. Ich soll meinen Ex- Chef zurückrufen. Leichte Panikattacke ersten Grades, sicher hab ich was verbockt. Nein, er bietet mir einen Job an, und ich bin so überrascht dass ich auch noch zusage. Denn sie weiß nicht was sie tut...